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BürgerInfo: Aus der Bibliothek

Peter Berthold /Gabriele Mohr:

Vögel füttern – aber richtig. Anlocken, schützen, sicher bestimmen


Mit einem Vorwort von Heinz Sielmann. Kosmos – Verlag, Stuttgart (2006) 7,95 €

Wie Heinz Sielmann in seinem Vorwort schreibt, dient das Buch dazu, „gutherzige Menschen von ihren guten Taten wieder voll und ganz zu überzeugen und über die Vogelfütterung viele neue Freunde der Natur zu gewinnen“. Die Autoren sind Peter Berthold, der zu den zehn weltweit führenden Ornithologen gehört und bis 2004 Direktor der Vogelwarte Radolfzell war, und Gabriele Mohr, Assistentin an der Vogelwarte Radolfzell, die sich in den letzen 20 Jahren mehr und mehr mit der Fütterung freilebender Vögel beschäftigt hat.

In den ersten Kapiteln wird mit dem Paradebeispiel des Haussperlings über die negative Entwicklung unserer Vogelwelt berichtet, so dass das „Zufüttern eine Verpflichtung“ ist, wie eines der nächsten Kapitel getitelt ist. Warum? Ausgeräumte Landschaften, die Nahrungsgrundlagen entfallen, so dass schnell greifende Ersatzmaßnahmen notwendig sind: so ist „die Zufütterung freilebender Vögel eine logische Konsequenz und moralische Verpflichtung!“ Aber, so kann eingewandt werden, es gibt doch so viele Argumente gegen das Füttern, vorgebracht sogar von „Vorstandsmitgliedern der ehrwürdigen vogelkundlichen Gesellschaften, wie der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft“ (und, leider, auch von der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern). Alle diese Gegenargumente, auf die einzugehen hier der Platz nicht reicht, werden – teilweise belegt durch aufwendige Studien – entkräftet. Beispiele dieser wissenschaftlichen Grundlagen (wie für Mönchsgrasmücke, Weißstorch) werden angeführt.

Sind diese Gegenargumente ausgeräumt (wobei ich aber fürchte, dass einige zu verbohrt sind, um umzudenken), wird auf die Praxis eingegangen: Wie soll eine Futterstelle aussehen? (ideal sind: Futtersilos, Futtersäulen mit seitlich herausstehenden Sitzgelegenheiten und Futterblöcke – „Meisenknödel“ sollten allerdings nur ohne Plastiknetze verwendet werden). Welches Futter ist geeignet? Auch: wie man selbst geeignetes Futter herstellt. Auch eine weitere, wichtige Frage wird erörtert: Wann sollte gefüttert werden und wie lange? (Lange vor der eigentlichen Winterperiode bis in die Brutzeit hinein, also bis Ende Mai, wenn man nicht die „ohnehin sinnvolle Ganzjahresfütterung betreibt“. So geht ein weiteres Kapitel auf die Ganzjahresfütterung ein und beschreibt sinnvolle saisonspezifische Futtermittel. Aus Hygienegründen sollten allerdings Wasservögel in der freien Natur nicht gefüttert werden, auch können Stadttauben zu einem großen Problem werden, wenn sie z.B. für andere Vogelarten (wie Haussperlinge) gedachte Futtermengen wegfressen.

Neben weiteren Kapiteln: wie sieht der vogelfreundliche Garten aus, die Fütterung ergänzende Naturschutzmaßnahmen, Vogelgrippe, werden die „Futterstellenbesucher“ (vom Ammern bis zum Zaunkönig) beschrieben. Wer einmal die von unserem verdienten Mitglied Ewald Hortig angelegten Futterstellen beim Kloster Benediktbeuren besucht hat, wird die Notwendigkeit und die Schönheit einer Futterstelle nicht mehr missen wollen!

Am Ende des Büchleins sind „Quellen für Futtermittel und Futterspender“ aufgeführt. Auch die Firma Vivara, und deren Naturschutzprodukte bekommen Sie, neben aus Großbritannien importierten Futtermitteln, in unserem Naturschutzzentrum in der Klenzestraße 37, gleich beim Gärtnerplatztheater. Es gibt nur wenig ornithologische Praxisbücher, bei denen die Notwendigkeit, dass sie geschrieben werden, so evident ist!

Peter-J. Schenkl

 
 
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